WAS IST ABWASSER?
EIN KURZER LEITFADEN

Was ist Abwasser, Schwarzwasser, Grauwasser? Es gibt eine Vielzahl an Definitionen dieser Begriffe, die sich mal mehr, mal weniger unterscheiden. Diese Definitionen finden sich bei der INTERNATIONAL MARITIME ORGANISATION (IMO), der U.S. ENVIRONMENTAL PROTECTION AGENCY oder bei Klassifizierungsgesellschaften. Hier erfahren Sie, was gemeint ist und worum es genau geht!

WAS IST ABWASSER?

Abwasser ist als Oberbegriff zu verstehen, unter den viele verschiedene Substanzen fallen können. Ballastwasser, Bilgewasser, Waschwasser von Abgasreinigungsanlagen, Restwasser von Lebensmittelabfällen, Abfluss aus Toiletten, Duschen, Waschbecken usw – all das fällt grundsätzlich unter den Begriff Abwasser. Im englischen gibt es dafür den Begriff „Wastewater“. Der Begriff Abwasser ist also wenig trennscharf.

Wenn wir von Abwasser sprechen, dann meinen wir das, was im englischen als „Sewage“ bezeichnet wird.

Die HAMANN AG definiert Abwasser (im Sinne von „Sewage“) wie folgt:

Abwasser (im Sinne von Sewage) enthält also immer Schwarzwasser und kann auch Grauwasser beinhalten. Die Technologie der HAMANN Abwasserbehandlungsanlagen ist darauf ausgelegt, immer ein Gemisch aus Schwarzwasser und Grauwasser zu verarbeiten – also Abwasser in seiner Gesamtheit.

Unterschiedliche Definitionen des Begriffes Sewage finden sich z.B. bei der IMO, der EPA und bei Klassifizierungsgesellschaften. Unsere oben genannte Definition ist weitestgehend deckungsgleich mit derjenigen der IMO. Die IMO jedoch formuliert den letzten Punkt offener und spricht von „other waste waters when mixed with the drainages defined above“. Wir sind hier spezifischer, indem wir diesen Punkt auf Grauwasser beschränken. Ein Grund dafür ist z.B. dass die Vermischung von Schwarzwasser mit Restwasser aus Lebensmittelabfällen (das unter „other waste water“ fallen würde) zur Folge hätte, dass für dieses Gemisch nicht mehr die Regeln von MARPOL Annex IV (Sewage), sondern von MARPOL Annex V (Food Waste) anzuwenden wären.

WAS IST SCHWARZWASSER?

Der Begriff Schwarzwasser wird von Seiten der regulierenden Behörden nicht offiziell verwendet, sehr wohl jedoch auf Seiten der Industrie und der Klassifizierungsgesellschaften. Auch die Definitionen des Begriffes Schwarzwasser unterscheiden sich je nach Quelle.

Die HAMANN AG definiert Schwarzwasser wie folgt:

Schwarzwasser ist also eine Teilmenge des Abwassers. Vor allem im Englischen werden die Begriffe Schwarzwasser (Black water) und Abwasser (Sewage) oft synonym verwendet, da sie beide Fäkalien enthalten. Die HAMANN AG unterscheidet jedoch aufgrund der höheren Konzentration von Fäkalien, Krankheitserregern und anderen potenziell gefährlichen Stoffen im Schwarzwasser zwischen beiden.

WAS IST GRAUWASSER?

Die HAMANN AG definiert Grauwasser wie folgt:

Die IMO (International Maritime Organization) resolution MEPC.227(64) Punkt 2.7 bezieht in ihre Definition von Grauwasser auch das Küchenabwasser ein, ohne die Behandlung in einem Fettabscheider zur Vorgabe zu machen. Aufgrund des hohen Fettgehalts in Küchenabwässern ist eine separate Behandlung in einem Fettabscheider jedoch nicht nur für die Leistungsfähigkeit von Abwasserbehandlungsanlagen, sondern z.B. für das gesamte Leitungssystem für Abwasser an Bord wichtig, das sonst schnell durch Fettablagerungen zugesetzt werden kann.

WAS IST KÜCHENABWASSER?

Wir bei der HAMANN AG unterscheiden zwischen Grauwasser und Küchenabwasser – anders als z.B. die IMO. Der Grund dafür ist der hohe Fettgehalt in Küchenabwasser. Fett beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit von Abwasserbehandlungsanlagen und kann z.B. das Leitungssystem für Abwasser an Bord durch Ablagerungen verstopfen. Deshalb setzen wir die Behandlung von Küchenabwasser in einem Fettabscheider voraus, damit dieses anschließend als Grauwasser betrachtet und in unseren Abwasserbehandlungsanlagen weiterverarbeitet werden kann.

Die HAMANN AG definiert Küchenabwaser wie folgt:

WAS IST SCHLAMM?

Schlamm, auch Klärschlamm genannt, ist ein unvermeidbares Nebenprodukt der Abwasserreinigung. Kläranlagen erzeugen immer zwei Ausgangsströme:

Behandeltes Abwasser (Effluent) kann ins Meer eingeleitet werden (lokale/regionale Einleitungsverbote wie z.B. in Zero-Discharge-Zones sind zu beachten).

Klärschlamm muss zunächst in Fäkalientanks an Bord aufbewahrt werden. Es gibt zwei Möglichkeiten für das Entsorgen von Klärschlamm:

  1. Der Schlamm kann in Häfen über entsprechende feste Einrichtungen oder durch spezialisierte Dienstleister mit Tankschiffen zu landgestützten Auffangstationen entladen werden
  2. Der Schlamm kann auf See in einer Entfernung von mindestens 12sm von der nächstgelegenen Küste außenbords gepumpt werden. Dabei sind die Vorgaben aus IMO Resolution MEPC.157(55) (Recommendation on standards for the rate of discharge of untreated sewage from ships) zu beachten.

ABWASSER IST NICHT ABFALL!

Vom Abwasser getrennt zu betrachten ist sind feste Abfälle. Abfall wird in MARPOL Annex V wie folgt definiert:

„1.1 Abfall ist jede Art von verproviantierbaren, häuslichen und betrieblichen Abfällen mit Ausnahme von Frischfisch und Teilen davon, die während des normalen Betriebs des Schiffes anfallen und kontinuierlich oder regelmäßig beseitigt werden können, mit Ausnahme der Stoffe, die in anderen Anhängen dieses Übereinkommens definiert oder aufgeführt sind.“

Dazu gehören also auch Lebensmittelabfälle. Wichtig: Wenn an Bord eines Schiffes Abfall im Sinne von MARPOL Annex V, also z.B. Lebensmittelabfälle aus der Küche, mit Abwasser im Sinne von MARPOL Annex IV, also vor allem aus den Toiletten, vermischt wird, dann gelten für die Behandlung des Gemisches die schärferen Bestimmungen aus MARPOL Annex V.

HAMANN-Anlagen sind ausschließlich für die Behandlung von Abwasser gemäß MARPOL Annex IV ausgelegt und sind nicht für die Behandlung von Abfällen gemäß MARPOL Annex V geeignet.